Depressionen und Kind – Wie geht das zusammen?!

Oftmals habe ich den Eindruck, dass Menschen mit psychischen Problemen abgesprochen wird gute Mütter/Väter sein zu können. Dem ist jedoch im Regelfall nicht so. Hat jemand die eigenen Probleme erkannt und begonnen daran zu arbeiten (mit Therapie und evtl. Medikamenten), dann spricht nichts dagegen, dass man ein „guter“ Elternteil ist.

Aber weg von irgendwelchen Pauschalierungen. Es gibt nicht DIE gute Mutter und es gibt nicht DIE Depression. Menschen sind unterschiedlich und Krankheitsbilder ebenso. Ich selbst habe nie in Zweifel gezogen, dass das Wohlergehen meines Kindes für mich an allererster Stelle steht.

In den Zeiten der schweren Erkrankung meines Mannes habe ich versucht ihm die Situation und meine Gefühle möglichst kindgerecht zu erklären. Die Selbstmordgedanken, die ich in dieser Zeit hatte, habe ich nicht umgesetzt und auch nicht meinem Kind gegenüber geäußert. Das wäre eine Überforderung. Oft sagen Menschen, dass ihr Kind ihnen das Leben gerettet hat. Auch das finde ich eine zu schwere Belastung für einen jungen Menschen und schlicht falsch. Ich habe nicht überlebt für mein Kind oder wegen meinem Kind. Meine Entscheidung zu leben habe ich rein für mich getroffen und das unterstelle ich auch den meisten anderen Menschen. Ich möchte leben, weil ich mein Kind heranwachsen sehen möchte, weil ich da sein möchte, wenn es ihm schlecht geht, weil ich sehen möchte zu welchem Erwachsenen es heranwächst… Das hat etwas mit Eigeninteresse bzw. einer gesunden Form von Egoismus zu tun. Ich „opfere“ mich nicht, sondern es ist mein eigener Wunsch und Antrieb.

Was man als Elternteil mit Depression jedoch sicherlich noch genauer bedenken muss, als „normale“ Eltern, ist die Einteilung der eigenen Kräfte. Ich bin berufstätig, habe einen eigenen Haushalt, einen kleinen Hund und ein Kind zu versorgen. Das alles vor dem Hintergrund einer Depression/Borderline-Erkrankung. Für mich ist es wichtig meine eigenen Grenzen zu erkennen und auf meinen Körper zu hören. Sobald ich versuche über meine Grenzen hinauszugehen werde ich entweder sofort körperlich krank (Bsp.: Kopfschmerzen/Migräne, Magen-Darm-Probleme, Rückenschmerzen, Erkältung, Bronchitis, Nebenhöhlenentzündung…) oder ich kann nicht mehr aus meinem Bett aufstehen – solange bis ich wieder zu Kräften komme.

Im Alltag bedeutet das, dass unser Kind drei Tage die Woche nach dem Kindergarten von meinen Eltern betreut wird. In dieser Zeit liegen dann auch die Reitstunden, o.ä.. Aufgrund meiner eigenen Geschichte mit meinen Eltern hätte ich das zwar eigentlich gerne anders gelöst, aber es tut dem Kind gut (meine Eltern konzentrieren sich vollkommen auf die Beschäftigung und Förderung) und mir verschafft es die Möglichkeit mich nach der Arbeit zu erholen und dadurch in der Lage zu sein, das abendliche Programm zu schaffen.

Dennoch mangelt es an Zeit nur für mich. In der Reha habe ich eigentlich gelernt, dass man Hobbies und Sport ausüben sollte und sich außerdem Zeiten einbauen muss, in denen man sich entspannt. Das kommt bisher im Alltag leider zu kurz. Ich bin schon froh, wenn ich den Tag – mit Regenerationspausen – überstehe. Daran gilt es also noch zu arbeiten.

Insgesamt gilt, dass Eltern mit psychischen Problemen durchaus keine „Rabeneltern“ sind, sondern genauso gute oder schlechte Eltern wie der restliche Teil der Bevölkerung. Wie alle Eltern, wollen wir nur das Beste für unsere Kinder.

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