Diagnose: Erlösung oder Fluch?

Ich leide seit 2015 unter Depressionen und Ängsten. Solange man „gesund“ ist kann man sich dabei eines nur schwer vorstellen, dass es einem kaum möglich ist von einem Psychiater, Psychotherapeuten oder Hausarzt eine vernünftige Diagnose der Erkrankung zu erhalten. Durch Internetrecherche kennt man verschiedene standardisierte wissenschaftliche Verfahren zur Feststellung bspw. einer Depression und deren Schweregrad. Solche Testverfahren habe ich genau einmal mitgemacht. Ganz am Anfang der Erkrankung. Danach nie wieder.

Auf die Frage nach einer konkreten Diagnose wird sich oft herausgewunden oder keine Antwort gegeben. Man wolle sich durch eine Diagnose nicht einschränken und damit eventuell andere Krankheitsbilder übersehen…

Für mich selbst ist es wichtig eine Diagnose zu haben. Zum einen, weil man von seiner Umwelt auf die eigenen Erkrankung angesprochen wird und dann ja auch irgendetwas antworten muss, zum anderen aber auch, weil man selbst oft das Gefühl hat bzw. vermittelt bekommt, dass man ja nicht „richtig“ krank sei und sich alles nur einbildet. Gerade dann kann eine Diagnose einem weiterhelfen, da man selbst und andere dann eine gemeinsame Basis haben, um sich zu informieren und auszutauschen.

Ein weiterer wichtiger Punkt ist die Tatsache, dass man nur mit einer entsprechenden Diagnose Anspruch auf Akutklinikaufenthalte, Reha-Maßnahmen oder auch einen Grad der Schwerbehinderung hat.

Ich selbst bin voraussichtlich ab Mitte Juni in einer Akutklinik und wurde vor kurzem erst von einem Gutachter untersucht. Beides Mal wurde nach einer Diagnose gefragt und kein einziges Mal hatte ich das Gefühl, dass die in den Verordnungen… genannten Diagnosen meinem Krankheitsbild wirklich entsprechen.

Da ich mich seit 2018 angefangen habe zu ritzen, bin ich bei meiner Internetrecherche zu diesem Thema auf den Begriff „Borderline“ gestoßen. Auch meine ehemalige Psychiaterin hatte mich auf diesen Begriff einmal angesprochen, aber erklärt, dass sie diesen nicht in meine Akte aufnehmen würde, da er zu stigmatisierend wäre für meine berufliche Zukunft.

Man kann sich schlecht selbst diagnostizieren, aber ich werde in der Klinik und davor auch bei meinem neuen Psychiater darum bitte, mich in Bezug auf dieses Krankheitsbild hin zu untersuchen.

Könnte ich am Borderline-Syndrom leiden?!

Unter dem Link https://www.lifeline.de/krankheiten/borderline-id39483.html habe ich (abgerufen am 21.05.2019, Autor: Miriam Funk) einen sehr interessanten Artikel zum Krankheitsbild gefunden.

SymptomTatsacheErfüllt/Teilerfüllt/
Nicht erfüllt
Patienten erkranken meist zw. 15 und 45 Jahren. Ich bin seit 2019 40 Jahre alt.Erfüllt
Schnell reizbarIch bin oft gereizt. Gefühle kann ich kaum kontrollieren.Erfüllt
Intensive, aber
instabile Beziehungen
Im Text steht: „Aufgrund der Angst, verlassen zu werden, ist die Beziehung eines Borderline-Patienten zu seinem Partner anfangs meist intensiv… Die anfängliche Bewunderung kann aber schnell in Abwertung umschlagen…“Erfüllt
Störung der IdentitätIch weiß nicht wer/wie ich bin. Diese Frage beschäftigt mich schon sehr lange. Ich denke ich bin nicht … genug. Mein Körper ist hässlich.Erfüllt
Impulsivität/ WutIch lasse mir ungern etwas gefallen. Ich wehre mich mit Worten, Briefen, Beschwerden…Teilerfüllt
Stimmungs- & GefühlsschwankungenSchon alt Kind war ich „himmelhochjauchzend und zu Tode betrübt“ in schneller Folge.Erfüllt
Gestörtes Selbstbild/ SelbstwahrnehmungIch weiß nicht wer/wie ich bin. Ich passe mich an und möchte es gerne jedem recht machen.Erfüllt
Zwischenmenschliche Beziehungen werden beeinträchtigtEs ist nicht leicht mit mir zusammen zu leben. Ich erwarte sehr viel und bin schnell enttäuscht.min. Teilerfüllt
Innere LeereIch fühle eigentlich nichts und wenn dann meist nur negativ. Vieles erscheint mir sinnlos und langweilig.Erfüllt
Innere Spannungen/ DruckIch fühle mich ständig unter Druck. Dieser sorgt dafür, dass ich ständig mit einem Körperteil wippe, an Fingern kaue…Erfüllt
Selbstverletzung, um inneren Druck abzubauenSeit 2018.Erfüllt
SuizidgefahrGedanke: Ja. Bisher keine wirklichen Versuche.Teilerfüllt
Angst, allein zu seinDarunter leide ich seit vielen Jahren. Ich fühle mich einsam und kann es alleine kaum aushalten.Erfüllt.
Stressabhäniger RealitätsverlustIch bin nicht paranoid oder wahnhaft. Aber ich vertraue eigentlich maximal mir selbst.Teilerfüllt

Im erwähnten Artikel steht, dass man von einer Borderline-Persönlichkeitsstörung springt, wenn mindestens fünf der Symptome zutreffen. Wenn ich die Tabelle betrachte, dann dürfte das bei mir der Fall sein. In dem Artikel finden sich viele weitere interessante Informationen zu:

– Ursachen und Auslösern

– Diagnose

– etc.

Einfach mal reinlesen. Über den weiteren Verlauf werde ich zu gegebener Zeit auf dem Laufenden halten.