Seit Sommer/Herbst 2019 (Beginn der Corona-Krise) suche ich nun einen neuen Psychotherapeuten / eine neue Psychotherapeutin. Mein bisheriger Therapeut – mit dem ich ausgesprochen zufrieden war – hat aufgrund der Corona-Krise seine Praxis aufgegeben. Er war bereits 65 Jahre alt und betrieb diese „nur“ noch für wenige Patient*Innen auf „freiwilliger“ Basis. Da er vorher bereits gesundheitlich angeschlagen war, hat er aufgrund des Risikos an Corona zu erkranken (es gab noch keine Impfungen…) seine Tätigkeit komplett aufgegeben. So stand ich plötzlich – von einem Tag auf den anderen – ohne Therapeut*In da. Zu diesem Zeitpunkt ging es mir noch ziemlich gut, da ich gerade einen Aufenthalt in einer Klinik hinter mir hatte und daher neuen Mut gefasst hatte.
Obwohl ich 2020 direkt mit der Suche nach einem neuen Therapieplatz begonnen habe, bin ich bis heute nicht fündig geworden. Oft werde ich noch nicht einmal auf eine Warteliste aufgenommen oder aber ich stehe angeblich auf einer solchen Liste und niemand meldet sich mehr. Auf Nachfrage erhält man dann die Auskunft, dass „auf absehbare“ Zeit kein Platz frei wird. Diese Information war anscheinend beim ersten Gespräch am Telefon oder per Mail nicht möglich.
Das Problem ist, dass bereits vor der Corona-Krise die Therapieplätze äußerst rar waren. Die Lockdowns, etc. haben diese Situation noch erheblich verschlimmert. Außerdem hat Herr Span als Gesundheitsminister durchgesetzt, dass Therapeut*Innen für Patient*Innen der gesetzlichen Krankenkassen eine bestimmte Anzahl an Plätzen zur Verfügung stellen müssen. Daher hat man als anderweitig versicherte Person erheblich weniger Chancen. Die Therapeut*Innen können sonst ihre Kassenzulassung und damit sicheres Einkommen verlieren.

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Ich hatte schon Verhaltenstherapie und tiefenpsychologische Therapieformen und für mich hat sich letztere als wirksamer erwiesen. Daher habe ich am Anfang meiner Suche ausschließlich nach Tiefenpsycholog*Innen in räumlicher Nähe gesucht. Mit der Zeit musste ich erst von der räumlichen Nähe abrücken und schließlich auch den Therapieansatz ändern.
Stand heute habe ich noch keinen neuen Therapieplatz gefunden. Deprimierend!
Wichtig ist, dass man sich nicht entmutigen lässt. Man muss es immer wieder mal versuchen – auch wenn man zwischendurch eine Pause macht, weil man so frustriert und demotiviert ist. Gebt die Hoffnung nicht auf und versucht es weiter. Fragt die angerufenen Psycholog*Innen nach weiteren Adressen, fragt bei anderen Ärzt*Innen / Freund*Innen / Kolleg*Innen / Familienangehörigen nach Empfehlungen und Namen. Nur so wird man schließlich an einen Therapieplatz gelangen. Wer in einer Klinik ist sollte auf alle Fälle bereits in der Klinik mit der Suche nach einem Therapeuten beginnen, der zu Hause die Behandlung weiterführen kann. Danach erst zu Beginnen bedeutet, dass man Zeit verschenkt hat.
Ihnen / Euch allen viel Erfolg bei der Suche!
PS: Ähnlich schwierig ist die Suche nach (kompetenten) Psychiater*Innen. Auch hier ist es extrem schwer einen Termin zu bekommen.